Content

Feuerwerke

pin it

Wer es hier schafft, der schafft es überall – so zumindest kann man es für die edlen Kronleuchter durchgehen lassen, die seit nunmehr 50 Jahren die Metropolitan Opera in New York zieren. 

pin it

Am 13. September 1966, als zur Eröffnung des neuen Hauses in Manhattan geladen wurde, lieferten diese Handanfertigungen erstmals ihr Feuerwerk an Reflektionen ab. Wer das jemals gesehen hat, wird es nicht mehr vergessen. Wie eitle Planeten einer fernen Galaxie glitzern die Lüster unter der Decke der legendären Oper – 11 davon im Foyer, 21 weitere im Auditorium. 

pin it

Das Design, sagt man, geht auf Edward K. Harrisson zurück. Angefeuert von den Diskussionen seiner Epoche (im Universum ereignete sich gerade das Wettrennen zum Mond), erhoffte sich der MET-Architekt etwas Spaciges. Hans Harald Rath, Inhaber von Lobmeyr und Vater vieler maßgeblicher Entwürfe, setzte diese Idee innerhalb eines Abends um – der Legende nach soll er eine Kartoffel zum Prototypen erklärt haben, die er zuvor mit Zahnstochern gespickt hatte.

pin it

Aber bis Fertigstellung gingen dann noch 3 lange Jahre ins Land. Hans Harald Rath, ohnehin berühmt für seine ausgetüftelte Glaskunst, setzte bei diesen großformatigen Kronleuchter zum ersten Mal von Hand geschliffene Swarovski-Kristalle ein. Eine Spannweite von beinah 4 Metern erreichen allein die beiden monumentalen Kandelaber im Foyer. Einer davon – oben im Bild. 

pin it

Und so kann man sich auch das Staunen vorstellen, das die Premieren-Besucher vor einem halben Jahrhundert erfasste. Waren die galaktischen Stücke in den 70er Jahren riskant-visionär, wird die Gestaltung auch heute noch als spektakulär erlebt. Designer der Gegenwart, von Lindsey Adelmann bis Formafantasma, finden ihre Inspirationen oft genug in der MET-Kollektion.  

pin it

Die kostbaren Lüster, die sich in die Linie 6660 für das Auditorium und 6725 für den Eingang aufteilen, sind übrigens ein Geschenk der Republik Österreich an die Vereinigten Staaten. 

pin it

Entsprechend würdevoll fiel die offizielle Präsentation in Wien aus, bei der zum Zeichen des Danks für die Unterstützung der Amerikaner in der Zeit des Marshallplans symbolisch ein ›Mini-Sputnik‹ überreicht wurde. Doch kaum waren die offiziellen Teile – hüben wie drüben – geschafft, brach im Auditorium der MET ein sturmentfesselter Applaus auf. Mehr als 3.900 Besucher saßen auf ihren Plätzen und durften 1966 erstmals erleben, wie sich die Lüster zum Beginn einer jeden Oper zur Decke ziehen. Ein Leuchtfeuer – nur in ungewohnter Höhe. 

pin it

Kein Wunder also, das auch Villenbesitzer und Hoteleigentümer diese Zauberstücke haben wollten. Die Space-Chandeliers gerieten nahezu aus dem Stand heraus zu einem Fixstern innerhalb der Verkaufslisten von Lobmeyer. Dank eines modularen Aufbaus könne die Lüster passgenau auf unterschiedliche Räume zugeschnitten werden – selbst langgestreckte Versionen über dem Tisch sind denkbar. Oder auch kleinere Applikationen mit 60 cm Durchmesser. 

pin it

Heute sind die Orbit-Lüster von Lobmeyer unter anderem im Kreml, im Pariser Hilton und in vielen Restaurants zu finden. Und trotzdem, trotz dieser andauernden Nachfrage, erfuhren die Wiener eigentlich erst 2008, wie sehr ihre Lüster die Herzen bewegen. Damals schickte Leonid Rath, heutiger Chef der Manufaktur, einige seiner Top-Leute nach New York zur Reinigung der Leuchten (Bild 2 und 4). Doch kaum ging es ans Abhängen, hagelt es Fragen an die Crew: »Jeder, selbst die Bühnenarbeiter wollten wissen, ob wir die geliebten Stücke auch zurückbringen.« 

Zum Weiterlesen