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Muller van Severen

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Während man gerade noch dachte, Kunst und Design seien verschiedene Dinge, haben sich Kreative aus den unterschiedlichsten Lagern längst aufgemacht, beides zu verbinden. 

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Aber nur wenige lassen die einstigen Grenzen so mühelos verschwinden wie das belgische Künstlerehepaar Muller van Severen. Was im Jahr 2011 eher zufällig und aus den äußeren Gegebenheiten heraus begann, gilt heute als Vorzeigeprojekt einer höheren Art. Ausstellungen von Mailand über London und Kopenhagen bis hin nach New York mögen das belegen. 

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Die Kollektion entwickelte sich, als die Zwei – die bis dahin so gut wie nichts mit der Gestaltung von Möbeln zu tun hatten – ein Gewächshaus bei Gent zu ihrem neuen Wohnhaus machten.

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Stühle und Regale mussten her, die sie kurzerhand selbst entworfen haben. So entstand eine Formsprache aus Metall und quietschbunten Farben, die auf den ersten Blick an die legendäre ›De Stijl‹ Bewegung um Piet Mondrian erinnert. Andere Stücke (wie etwa das 3-teilige Faltregal von 2014) scheinen mit dem funktionsgesteuerten Gedankengut der Bauhaus-Ära zu spielen. 

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Doch nichts von alledem lassen Fien Muller und Hannes van Severen für sich gelten. Ihnen kommt es darauf an, Interaktion zu gestalten. Drei bewegliche Regalteile, die unauflöslich miteinander verbunden sind. Zwei Menschen, die im Doppelsitzer in ein Gespräch verwickelt werden... vielleicht eine Idee entwerfend, vielleicht flirtend oder einfach nur plaudernd.

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Wenn es überhaupt Vorbilder gibt, dann sehen ›Muller van Severen‹ ihre Arbeit bei den mystisch-reduzierten Möbelentwürfen eines Donald Judd oder eines Sol LeWitt angesiedelt. 

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Wie auch immer. Fien und Hannes toppen alles Vorhandene durch eine feinsinnige und gleichzeitig ungesehene Prise an Humor. Ihre – mittlerweile sogar auf Outdoormöbel und Teppiche angewachsene – Kollektion sprudelt nur so vor charmanten Provokationen. Das keck-infantile, das über allen Entwürfen schwirrt, ist dabei durchaus gedankendurchtrieben. 

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Denn Ihre Möbel suchen das Absurde im Alltäglichen. Oder umgekehrt. Muller van Severen produziert Regale, die sich wie nutzlose Treppen ins Nirgendwo aufschrauben – nebenher aber auch für die Aufbewahrung von Büchern sehr nützlich sind. »Wir entwerfen nichts«, erläutert Fien Muller, »mit dem wir nicht selbst leben würden.« Für die Marke Kvadrat haben sie 2014 ein Tagesbett entworfen, bei dem sich die Auflage zu einem Kissen aufwickelt. Praktisch. Genial. 

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Zwei Dinge mussten zusammenkommen, um diese Funktionspoesie zu ermöglichen. Da ist einerseits das forschende Auge von Fien Muller, die neben einem Abschuss in Fotografie auch einen Master in Bildhauerei besitzt. Und da ist andererseits die anarchisch-analytische Ader von Hannes van Severen, der aus einer recht bekannten Designer-Familie stammt und das Studium der Bildhauerei gleich an zwei Genter Hochschulen mit einem Masters abschließen konnte. 

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Ihre Objekte sind Schmelztiegel ihrer höchst verschiedenen Talente. »Meistens beginnt es mit etwas Kleinem. Einer Skizze, einer Idee oder einem Material,« erklärt Fien. Dann können Tage oder Wochen der prüfenden Suche folgen. Natürlich diskutieren sie viel, suchen das Ergebnis im Spannungsfeld ihrer Herangehensweisen – bis jedes Objekt einfach aus sich heraus existiert. 

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Profanes und Elitäres, Witziges und Unterkühltes, Frivoles und Martialisches findet sich im ›Furniture Project‹ dieser beiden Kreativen in symbiotischen Rastlosigkeit wieder. Alle Stück werden in limitierten Stückzahlen und selbstverständlich per Hand produziert. Wobei ›Muller von Severen‹ die Herstellung gerade erst kürzlich (und schweren Herzens) aus der Hand geben musste. Jetzt bleibt einfach mehr Zeit, um im Glashaus-Atelier an neuen Ideen zu arbeiten. 

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Manchmal ist es fast so, als wären die Entwürfe der Belgier in einer ständigen Konversation vereint. Hier die lässigen Statements einer Installation, dort die leisen bis schrillen Töne eines Schreibtisch-Regals oder einer fröhlich gebogenen Lampe. »Das stimmt,« sagt Fien, »aus jedem fertiggestellten Möbelobjekt ergibt sich bei uns ein weiteres.« Noch für 2017 plant die Galerie Kreo mit ›Muller van Severen‹ eine Solo-Ausstellung in Paris. Wer nicht warten mag, der schaut einfach bei Andreas Murkudis in Berlin vorbei. Dort tuscheln die Doppelsitzer nämlich auch. 

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