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Pallucco

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Manchmal sind die Weg zum Ruhm etwas verschlungen. Fast so wie die Verästelungen aus Thermoplast, die bei der Bodenleuchte Coral den Schirm formen. Bei ›Pallucco‹ reicht die Geschichte bis tief in die 70er Jahre. Obwohl — bis wohin genau, das weiß niemand. Denn zunächst gab es nur eine Werkstatt, in der Paolo Pallucco kunstnahe Projekte verfolgte. Höchst spektakuläre Möbel entstanden hier, etwa ein Tisch in der Form von Panzerkettenrädern.  

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Erst 1982, mit dem Umzug der Werkstatt von Rom nach Treviso, wurde es handfest. Paolo Pallucco ließ seine eigenen Projekte weitestgehend zur Seite und konzentrierte sich auf das Unternehmen ›Pallucco‹, das es von nun an gab. Ein Geniestreich gelang 1985, als die Lampe Fortuny ins Programm geholt wurde. Patentiert 1903, gehört dieses Mirakel aus Textilien und Stahl mit zu den bedeutendsten Entwürfen von Mariano Fortuny. ›Pallucco‹ bringt das indirekte Licht durch kostbare Stoffe von Rubelli zum Leuchten — in Weiß, Schwarz oder in Bronze. 

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Dabei ist Fortuny nahezu das einzige Meisterstück, das nicht aus der eigenen Reihe heraus entwickelt wurde. Viele große Designer waren in den letzten 35 Jahren für ›Pallucco‹ tätig. Darunter auch so außergewöhnliche Namen wie Rei Kawakubo, die Chefin der Fashionmarke Comme de Garçon. Für ›Pallucco‹ schuf sie um 1986 mehrere Tische und Stühle. Die Objekte sind nicht mehr in Produktion, stehen dafür aber auf den Hitlisten von Kunsthändlern. Oben zu sehen: die Tischleuchte Egg des italienischen Architekten Enrico Franzolini. Kreiert 2015. 

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Denn natürlich werden Kreative hellhörig, wenn sich ein Hersteller der Leidenschaft am Experiment verschrieben hat. Paolo Pallucco, der Gründer, sagte das so: »Man muss mit den Augen eines Reisenden schauen, um jenseits des Horizonts neue Ufer zu finden.« Forschung, aber auch Wagemut durchqueren alle Teile der Firmengeschichte. Gleich oben: die Hängeleuchte Alexandra von Enrico Franzolini. Rechts daneben: Glow von Franzolini / Garcia Jimenez.

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Verarbeitungstechniken werden lange erprobt und liefern oft die Grundlage für kunstvolle Entwicklungen. Leuchten der Serie Egg entstehen nach einem uralten Verfahren, bei dem Glasbläser die Rohmasse in vorgeformte Stahlgestelle eindrücken. Wie Blubbern, die in ihrem  Gerüst auf ewig eingefangen sind, zeigen sich diese Pendel- und Tischlampen. Bei Leuchten der Serie Orly (oben) hingegen formt ein Gitter aus Bronze und Stahl die streng-grafische Hülle. 

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Verblüfft steht man sicherlich auch vor dem Objekt Ring, das 2016 von Brian Rasmussen für ›Pallucco‹ entwickelt wurde. Im Inneren des Doms arbeitet ein Magnetismus, der die außen liegenden Ringe in Symmetrie hält. Und selbst dann, wenn man die Leuchte auseinanderzieht, laufen alle Elemente – wie von Zauberhand – in eine flächendeckende Struktur. Rechts zu sehen: das modulare Regal-System Continua von ›Pallucco‹. Vorgelegt 1992 von Hannes Wettstein. 

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Nur 24 Basismodelle – 19 Leuchten und 5 Möbel – umfasst die Kollektion der Italiener. Das ist nicht viel in einer Welt von immer größer, immer schneller und überhaupt andauernd. Es zeigt jedoch auch, mit welcher Akribie und inhaltlichen Stringenz bei ›Pallucco‹ gearbeitet wird. Fast alle Stücke besitzen etwas Verbindliches, Emotionales, nebenher auch Kunstbewegtes. So wie die Serie Coral aus der Feder von Lagranja Design. Durchdacht, edel und jenseits des Horizonts. 

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