Garza Marfa
Marfa, Texas: 1883 als Versorgungsstation für die regionale Eisenbahnlinie gegründet, gilt das abgelegene Örtchen inzwischen als Hotspot der amerikanischen Kunst- und Designerszene.
Obwohl. So richtig schön ist es in Marfa ja nicht. Schmucklose Bauten, die an Kulissen von Wildwestfilmen erinnern, drücken sich zwischen Stromleitungen und einem Wasserturm herum. Jenseits davon: heißes, dürres Land. Die nächste Stadt, El Paso, liegt drei Autostunden entfernt. Reist man gen Süden, hat man die mexikanische Grenze in einer Stunde erreicht.
Und trotzdem. Als Constance Holt-Garza und Jamey Garza, die Gründer von ›Garza Marfa‹, in Texas ein Projekt betreuten (sie richteten ganz in der Nähe ein schmuckes Hotel ein), blieben sie in dieser Stadt hängen. Hier, wo Amerika zu Ende ist, produzieren sie jetzt Stoffe und Möbel.
Mag sein, dass die beiden Designer durch Donald Judd inspiriert wurden. 1971 kam der US-Minimalist nach Marfa. Er kaufte mehrere Häuser, eine Ranch, eine Hangar und schließlich eine verlassene Militärkaserne. Letztere dient nunmehr als Kulturtempel der Chinati Foundation.
Das Kaff am Wüstenrand, das 1.747 Bewohner zählt, ist durch Judd zur Künstlerkolonie mit internationalem Flair gereift. »Texas Boheme« schrieb Vanity Fair schnippisch, nachdem die Coen Brüder in Marfa auch noch einen Film abgedreht hatten. Dabei hielt der Ort schon in den 50er Jahren als Kulisse für Hollywood her. ›Giganten‹ mit James Dean entstand in Marfa.
Texanische Langeweile? Von wegen! Marfa besitzt Museen, ein Theater, Retro-Hotels, einen Prada Shop, diverse Gourmetlokale und eine wachsende Zahl an Galerien. Und an vielen Plätzen der Stadt sind auch die rüde-edlen Designs von Garza Marfa zu finden – aber nicht nur dort.
Denn die handgefertigten Möbel – typischer Weise mit super-softem Sattelleder und einer sichtbaren Naht ausgeführt – dekorieren mittlerweile Hotelhallen von Los Angeles bis nach Panama. Sowohl in den Möbeln wie auch in den farbenprächtigen Textilien des Labels verdichtet sich der Mythos von Freiheit, rasselnden Rinderherden und einem weiten, kargen Land.
Jamey Garza und seine Frau, die Textildesignerin Constance Holt-Garza, wurden kürzlich mit einer aufwendigen Einzelausstellung in Chicago geehrt. Aber Ruhm hin oder her – am liebsten sind sie ja immer noch dort, wo sie seit 2010 ihre Kollektionen entwickeln: Zuhause in Marfa.
Infos zu allen Stühlen, Bänken, Tischen, Kissen und Überwürfen hier: garzamarfa.com
© photos: Courtesy of Garza Marfa / USA — Bild 3: Hotel San José, Austin.