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Bla Station

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Klein, schnuckelig und geradezu makellos durchdacht — wer hätte nicht Lust, sich auf Anhieb in den nur 63 cm hohen sowie 33,5 cm breiten Schemel mit dem Namen Stove zu verlieben?

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Den Anstoß für diesen Stuhl gab ein außergewöhnliches Projekt. Im Jahr 2016 erhielt eine handverlesene Gruppe von Designern die Möglichkeit, sich mit den Traditionen, Idealen und handwerklichen Errungenschaften der Shaker auseinanderzusetzen. Begleitet wurde dieses Projekt vom Mount Lebanon Museum in New York und der Shaker-Gemeinde in Hancock. Denn hier wie dort sind die wertvollsten, noch erhalten Original-Stücke aus dieser Ära zu finden. 

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Für Gabriel Tan, dessen viel beachtete Designs sich ohnehin an einer Schnittstelle zwischen Werten, Visionen und kulturellen Verankerungen bewegen, lieferte die Begegnung mit den Shakern gleich mehrere Herausforderungen: Ihn begeisterte die Form, die man etwa ab Mitte des 19. Jahrhunderts bei Shaker-Heizöfen fand. Und ihn begeisterte auch, dass Möbel bei dieser Glaubensgemeinschaft an der Wand hingen, sofern sie gerade nicht gebraucht wurden. 

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Und eben diese beiden Dinge – die Form der Öfen wie auch der überraschende Umgang mit Hausutensilien – finden sich nun in seinem Stuhl wieder. Die Firma Blå Station, beheimatet in der schwedischen Stadt Århus und gleichfalls berühmt für ihre funktional-avantgardistischen Kollektionen, liefert diesen Stuhl deshalb auch mit einem ›Garderobenhaken‹ aus. Über das Loch in der Rückenlehne kann das Objekt weggeräumt werden — es baumelt dann an der Wand.  

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Mitglieder der Shaker-Gemeinden lebten nach dem Grundsatz: »Jede Kraft erzeugt eine Form.« Sie produzierten ihre Möbel auf der Basis von geteiltem Wissen und entwarfen, fast nebenher, auch innovative Techniken wie etwa die Kreissäge. Ihre schnörkellosen Designs, in denen man heute die Vorläufer des Funktionalismus erkennt, waren enorm hochwertig und wurden zugleich mit sparsamen Mittel hergestellt. Originale aus dieser Zeit gelten inzwischen als unbezahlbar. 

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Gabriel Tan wiederum, geboren 1982 in Singapur, hat ein Händchen dafür, in ferne Kulturen einzutauchen. Er gehört zu einer neuen Generation von Designern, die in Asien gleichermaßen Zuhause sind wie in den Staaten oder Europa. Seine Designs bewegen sich zwischen Luxus und Bescheidenheit, neuen Technologien und altem Handwerk, einem ökologischen Bewusstsein und veränderten Lebensformen — kleinere sowie temporäre Wohnungen, die es auszustatten gilt. 

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Sein wandelbarer Schemel erhielt deshalb auch direkt im Februar 2018 von Årets Rum die prestigeträchtige Auszeichnung »Furniture of the Year«. Auf lediglich drei Beinen basiert die hölzerne Konstruktion, was den Material-Einsatz und somit auch das Gewicht reduziert. Dazu abgerundete Ecken mit einer Rückenlehne, die eben hoch genug ist, um feinsten Komfort zu bieten. »Hängen die Stühle an der Wand,« weiß Tan, »wirken sie wie kleine Skulpturen.« Oder wie die Shaker es vielleicht ausdrücken würden: Der Ursprung aller Schönheit ist Ordnung. 

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