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Wiener G’schichten

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»Oh, my goodness!« Natürlich war es ein Raunen und Staunen, als Jonathan Browning sich erstmals durch das Archiv seines österreichischen Auftraggebers wühlte. Tausende von Skizzen, Notizen und Musterstücken gehören zur Design-Geschichte des 1881 gegründeten Unternehmens J. T. Kalmar. Und nun lautete die Aufgabe, diese Kulturschätze wieder zugänglich zu machen. 

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Aber nicht, indem die edlen Stücke lediglich eine Neu-Auflage erfahren sollten. In der Josefstadt wurde die Messlatte gleich einmal höher gelegt – durch zeitvernetzende Interpretationen.

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Und hier kommt nun Jonathan Browning ins Spiel. Der US-Designer, der als ausgewiesener Spezialist für Lampen-Designs gilt, wurde als künstlerischer Direktor engagiert. Unter seiner Mitwirkung entstand im Jahr 2009 die brandneue Traditionsmarke »Kalmar Werkstätten«. Als Co-Direktoren übernahmen Nicolo Taliani und Garth Roberts die filigrane Entwurfsarbeit. 

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Geballte Man-Power also, um dem Werk eines Julius Theodor Kalmar (1884–1968) gerecht zu werden. Der Erbe einer Bronzewarenfabrik, der sich den Gedanken der Wiener Werkstätten verschrieben hatte, machte das Familienunternehmen ›J. T. KALMAR‹ ab den 30er Jahren weit über die österreichischen Landesgrenzen hinaus berühmt. Für Originale aus seiner Hand werden heuer exorbitante Galeriepreise bezahlte – insbesondere in den Vereinigten Staaten. 

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Kennzeichnend für Julius Theodor Kalmar war die Suche nach einfachen Formen, die einer Funktion dienen sollten. Für ihn waren Lampen »stumme Diener«, die vor allem gutes Licht zu versprühen hatten. Was nicht in diese Kategorie fiel, ließ er weg. Ganz im Zeitgeist der Moderne verfolgte er die Zweckform; die damals vorherrschende Zierform erachtete er als überholt. 

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Spannend in diesem Zusammenhang auch die Lampe ›Billy‹. Sie gehört zu den Ikonen der österreichischen Designgeschichte und entstand in den mittleren 50er Jahren. Die ›Kalmar Werkstätten‹ liefern diese Tisch- oder Bodenlampen jetzt gleich in zwei Überarbeitungen – die jüngste (oben im Bild) stammt von der vielfach ausgezeichneten Designerin Ilse Crawford

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Bis hin zu den Lampen-Namen hat der einstige Firmengründer den Gedanken der Reduktion ausgebaut – manchmal sogar ein bisschen wienerisch-verschmitzt. Deshalb finden sich in der Kollektion der Österreicher so spröde Bezeichnungen wie etwa: Zweig, Posthorn, Dreistelz, Kilo oder Dornenstab. Oben: die Pendelleuchte ›Fliegenbein‹, die auf einem Entwurf von 1957 basiert. Für die gleichnamige Stehleuchte erhielten die Werkstätten den German Design Award 2016.

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›Werkstätten‹, das ist bei Kalmar durchaus wörtlich zu verstehen. So wird die sechs-armige Pendelleuchte ›Admont‹, der eine Skizze aus den frühen 30er Jahren zugrunde liegt, in reiner Handarbeit und vorzugsweise aus Rosenholz, geschwärzter Bronze und Naturseide gefertigt. Getreu einem Leitsatz des Wiener Werkbunds: »Lieber zehn Tage an einem Gegenstand arbeiten, als zehn Gegenstände an einem Tag zu produzieren.« Weiteren Infos: kalmarlighting.com 

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