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Blaues Wunder

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Berühmt wird man ja nicht aus Jux und Tollerei. Schon einmal gar nicht, wenn dieser Ruhm bereits über Jahrzehnte anhält. Denn damals, am 2. April 1914, wurde Hans J. Wegner in der dänischen Provinz geboren. Was ›Carl Hansen & Son‹ jährlich zum Anlass nimmt, den »Meister der Stühle« mit einer Edition zu würdigen. Et voilà: der ›CH24‹ in glitzerndem Marineblau. 

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Entwickelt wurde diese Spezialausgabe, die man nur zwischen dem 2. und 30. April 2020 bekommt, in einer Zusammenarbeit mit der britischen Designerin Ilse Crawford. Ohnehin bekannt für ihre feinfühligen, oft auch demokratisch inspirierten Gestaltungen, schuf sie eine Variante von hoher inhaltlicher Qualität. Neu, aber zugleich ein Sprung in die Geschichte. 

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Denn in der Farbe spiegelt sich das lebenslange Interesse Hans J. Wegners für fernöstliche Kulturen wider. Noch als Student an der Kopenhagener Kunstschule lernte er den typischen chinesischen Stuhl des 17. und 18. Jahrhunderts kennen. Er verwandelte diese Vorlagen in eine ganze Serie eigener Entwicklungen, und diese Passion greift Ilse Crawford abermals auf. 

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Blau symbolisierte im alten China das Element Holz, den Frühling, auch die Sorgfalt. Der Wishbone Chair, der ebenfalls zu Wegners chinesischer Linie gehört, hüllt sich also gleich dreifach in seine eigene Legende. Entworfen 1949, aber erstmals vorgestellt im Jahr 1950, feiert der CH24 dieser Tage übrigens auch sein 70-stes Jubiläum, und dies in 57 Ausführungen. 

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Denn auf diese beachtliche Zahl (ganze 57 Holz- und Farbvarianten) ist das Angebot bei ›Carl Hansen & Son‹ derzeit gewachsen. Der ›Wishbone‹ ist damit der vielseitigste, vor allem aber erfolgreichste Entwurf von Hans J. Wegener. In der urtypischen Ausführung wird der Stuhl aus Buche hergestellt, weil dieses Holz unter Wasserdampf besonders gut gebogen werden kann. 

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Aber ob Buche oder Walnuss, lackiert oder geölt — es dauert Ewigkeiten, um einen CH24 herzustellen. Die Produktion erfolgt manuell und beansprucht drei Wochen. 14 Teile müssen aufbereitet und punktgenau verarbeitet werden, was mehr als 100 Arbeitsgänge beinhaltet. Auch die Sitzfläche, die aus 120 Metern Papierkordel besteht, wird immer per Hand geflochten. 

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Was nochmals zeigt, mit welcher Perfektion H. J. Wegner sein Werk verfolgte. Als gelernter Tischler und Architekt erfasste er das Formale ebenso wie technische Details. Er entrümpelte gängige Möbeltypen von Schnörkeln und Ornamenten, ließ sich von neusten Ausdrucksformen inspirieren — aber er koppelte den modernen Funktionalismus auch an das alte Handwerk. 

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Gefragt, warum der blaue CH24 eine High-Gloss-Lackierung erhielt, verweist Ilse Crawford erneut in Richtung China. Denn Lacke, vor allem schillernde Urushi Lacke, gehören seit vielen Jahrtausenden zur chinesischen Handwerkskunst. Es ist ein schlüssiger Weg, um neue Töne mit der Gedankenwelt von Wegner zu verbinden. Ein chinesischer Stuhl, nur eben ganz anders. 

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Hans J. Wegner hätte daran Freude gehabt. Denn er verstand seine Kreationen niemals als Endprodukt. Unermüdlich suchte er nach Verbesserungen, verknüpfte Erstaunliches. Und so klingt es auch logisch, dass er nach der Gestaltung von 500 legendären Stühlen zu Protokoll gab: »Ich meine immer, dass man es noch besser machen kann. Vielleicht nur mit vier Stäben.«

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