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Erbstücke

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Stahl, Holz und eine Tischplatte, die von vorne bis hinten mit Leder bezogen ist. Kaum zu glauben, dass dieser Schreibtisch über Jahrzehnte hinweg lediglich als Einzelstück existierte.
1952 hatte die dänische Werft Burmeister & Wain den Entwurf bei Arne Jacobsen in Auftrag gegeben. Der Schreibtisch war Teil einer kompletten Büroausstattung, die als Geschenk an die American-Scandinavian-Society in New York ging. Deshalb auch der Name: Society Table

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Und nun, sagenhafte 66 Jahre später, ist dieser Schreibtisch bei Carl-Hansen & Son in einer Reedition verfügbar — was gleich in zweifacher Hinsicht ein Novum darstellt. Denn es ist das erste Mal, dass die Kopenhagener Traditionsfirma ein Design von Jacobsen in ihr Programm aufnimmt. Arne Jacobsen bereichert damit eine Liste von großen Namen, die sich ohnehin wie das Who is Who der Dänischen Moderne liest: von Hans J. Wegner bis Ole Wanscher – alle sind sie bei Carl Hansen & Son vertreten. Oben zum Beispiel: der Stuhl ›PK1‹ von Poul Kjærholm.  

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Doch eigentlich beginnt die Geschichte schon sehr viel früher — bei Kaare Klint. 1930 legte der gelernte Architekt das Sofa KK41181 vor, obwohl er zur gleichen Zeit auch als Professor an der Dänischen Akademie der Schönen Künste für nachfolgende Generationen zuständig war. Klint gilt als ein Urvater der dänischen Formsprache. Seine ergonomische Perfektion machten sich Schüler wie Arne Jacobsen, Mogens Koch oder auch H. J. Wegner zum Vorbild. Typisch für die Gestaltungskunst von Klint war ein Synthese aus Ästhetik, Material und Funktionen. Acht Füße aus Eiche oder Walnussholz tragen den Dreisitzer, wobei alle Querstreben so angeordnet wurden, dass man beim Aufstehen nicht dagegen stoßen kann. Eben die feine Art des Funktionalismus.

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Zu den berühmtesten Entwürfen von Klint gehört freilich der ›Safari Chair‹. Die Idee entstand 1933, nachdem Klint in einem Afrika-Bericht das Foto eines britischen Reisebuch-Autors auf einem Geländestuhl gesehen hatte. Der Architekt erkannte das schlicht Edle in der Konstruktion und machte daraus ein Möbel, das erstmals im built-it-yourself-Verfahren ausgeliefert werden konnte. Carl Hansen & Son verschickt diesen Stuhl in einem Karton, wobei alle Einzelteile ohne Werkzeuge zusammengebaut werden können. Der Safari Chair ist entweder mit Sitzen aus Leder oder Segeltuch erhältlich. Aber das Schönste sind natürlich immer die Riemen aus Sattelleder. 

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Was zur Seele des Funktionalismus gehört, lässt sich auch bei Arne Jacobsen ganz mühelos nachvollziehen. Im Entwurf ›Society Table‹ bringt er Ideale der dänischen Möbelschule mit Einflüssen aus Frankreich, Deutschland und den Vereinigten Staaten in Einklang. Unter dem Einsatz neuer Techniken kreierte er eine schlanke, lederbezogene Tischplatte, die sich wie ein Tischtuch an den Stahlrohrrahmen schmiegt. Schlitze in den äußeren Ecken legen die Tischbeine frei – ein gestalterischer Kniff, der dem Ganzen seine fast schwerelose Leichtigkeit verleiht. 

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Und gleich noch eine Berühmtheit, die ihr Handwerk unter der künstlerischen Führung von Kaare Klint erlernt hat — Børge Mogensen. 1950 kreierte er den ›Hunting Table‹, der jetzt in einer werksgetreuen Reedition bei Carl Hansen & Son lieferbar ist. Der ca. 210 x 81,5 cm große Tisch spiegelt den demokratischen Ansatz wieder, mit dem sich der 1914 geborenen Aalborger gerne zeigte. Seinen Namen erhielt der Tisch, weil er zunächst für eine Ausstellung konzipiert war, die sich dem Thema »Jagdhütte« widmete. Er berichtet aber auch von der Vorliebe des Designers für schier unverwüstliche Qualitäten. Der ›Hunting Table‹ wird aus edlem Massivholz gefertigt. Aufwendige Zapfenverbindungen und Metallstreben sorgen für die feine Stabilität.

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Ach, wenn man doch nur die Qual der Wahl haben dürfte. Ein neuer Esstisch hier, ein edler Dreisitzer dort. Oder am besten gleich alles auf einmal. Beim neuen ›Society Table‹ ist der Regalaufbau, in dem man Stifte, Briefumschläge oder Notizbücher sehr elegant unterbringen kann, übrigens optional. Aber gut – wer würde auch schon auf ein Detail verzichten, dass Arne Jacobsen eigenhändig entwickelt hat. Selbst die integrierte Lampe stammt aus seiner Feder. 

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